Haut als Distanzerfahrung
Nicole Pruckermayr

 

Die körperliche Haut mit ihren Ein- und Ausbuchtungen, Ein- und Umstülpungen und ihrem beständigem Absterben und Weiterwachsen ist ein unscharfer Umriss, der sich immer wieder neu definiert. Abgesehen von biologischen Veränderungen kommuniziert das Haut-Ich aber auch und bildet Gemeinschaften. Die Haut ist Kommunikatorin nicht nur zwischen Mensch und Raum, sondern auch zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Tier, Mensch und Maschine. Diese Distanzerfahrung möchte ich anhand von Kunstprojekten bearbeiten.
Zentral sollen jedoch nicht nur künstlerische Arbeiten stehen, sondern mehrere Linien, die sich durch die einzelnen Arbeiten/Fokussierungen hindurch ziehen. Diese Stränge ergeben sich durch Themenfelder des Distanzbegriffes, die Teilaspekte abtasten.
Distanzerfahrung als Teil der Sichtbarmachung von Machtverhältnissen soll genauso bearbeitet werden, wie das Aufbrechen der Abgrenzungen des Menschen hin zu anderen Entitäten.
Nähe und Distanz als Mittel der Demonstration von Macht über andere definieren sich kulturell geprägt zu unterschiedlichen Zeiten anders, und möglicherweise doch ähnlich.
Im 18. Jahrhundert spielt gesellschaftlich die Angst vor der Durchlässigkeit des Körpers in Bezug auf Wasser, welches den Körper allzu leicht durchspült, in Teilen der westlichen Welt eine große Rolle. Im 21. Jahrhundert werden durch Gentherapien die Hautzellen so umprogrammiert, dass sie entweder vor Bluthochdruck schützen, oder sich verjüngen. Nebenbei entstehen für Testzwecke Verschmelzungen zwischen Tier und Mensch.
In immer kürzeren Abständen werden der Haut vermehrt Fähigkeiten biologisch chemischer Art nachgewiesen, die bis dato undenkbar waren. Diese Fähigkeiten bleiben aber keine abstrakten Erkenntnisse, sondern führen zu praktischen Anwendungen, sei es Transplantationen, oder die Veränderung von innen heraus.
Sowohl die Auswirkungen dieser Erkenntnisse als auch diese neuen Gegebenheiten auf die sich rasant verändernde Gesellschaften sollen hier untersucht werden.

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