textil und architektur
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karin harather


Als Absolventin des "Textilen Gestaltens" wurde mein persönlicher Zugang zu dieser Thematik schon während der Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien sowohl künstlerisch-praxisbezogen als auch theoretisch-recherchierend geprägt. Diese "zweigleisige" Arbeitsweise - also die künstlerische Tätigkeit einerseits und die wissenschaftliche Arbeit andererseits - hat sich bis heute fortgesetzt.
Die Beschäftigung mit dem doch sehr weit zu fassenden Thema der "Bekleidung" führte zu unterschiedlichsten Resultaten: Etwa zur Erarbeitung einiger konzeptueller Modekollektionen gemeinsam mit Norbert Lechner Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, wo das Bekleiden im ursprünglichen Sinn, eben das Bekleiden des menschlichen Körpers zentrales Thema war, z. B. die Kollektionen „Das Thema: Die Frau“ (1987), „Ge-Wand“ (1988), „Stadtstrand“ (1990).
Von der Bekleidung des menschlichen Körpers war es konzeptuell nur ein kleiner Schritt zur „Bekleidung“ von Objekten und Architektur(teilen). Es entstanden Arbeiten wie etwa „Der Rote Teppich“ (1989) und „Der Vorhang als Vorwand“ (1991) sowie eine Reihe - wieder gemeinsam mit Norbert Lechner konzipierter - textiler Projekte, z. B. die Rauminstallations-Serie „Rahmenbilder“ (ab 1991), die Performance „Angehen“ (1991) oder die architekturbezogene Innenraum-Arbeit „Der Rote Faden“ (1998).

Die theoretisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema (Architektur-)Bekleidung hat bislang in Form eines Buches Gestalt angenommen.
"HAUS-KLEIDER. Zum Phänomen der Bekleidung in der Architektur" beleuchtet die Thematik zum einen kulturgeschichtlich, zum anderen werden - in teils sehr individuell interpretativer Form - unmittelbare Querverbindungen zwischen menschlicher und architektonischer Bekleidung hergestellt: dies in erster Linie die Metaphorik betreffend; neben dem Motivischen werden aber auch formale und funktionelle Aspekte angesprochen.
Aus dem Klappentext:
„HAUS-KLEIDER stellt einen fundierten Beitrag zur durchaus aktuellen, wissenschaftlich jedoch wenig aufgearbeiteten Bekleidungsthematik in der Architektur dar.
Spezifisch ist die Betrachtungsweise, die mit einem Bekleidungsbegriff operiert, der unmittelbar an den Charakteristika der menschlichen Bekleidung ausgerichtet ist.
Ausgehend von Gottfried Semper (1803-1879) und seinen theoretischen Beiträgen wird die Bedeutung des Prinzips der Bekleidung in der Baukunst’ analysiert und der zeitbezogene Wandel der Bekleidungspraxis aufgezeigt.
Mit dem reich illustrierten Abriß über Vorhang-, Baldachin- und Zeltvariationen gibt die Autorin einen informativen kulturhistorischen Überblick über das breite Spekturm von Architekturbekleidungsmustern.
Mit ihrer sehr persönlichen Interpretation ausgewählter Architekturbekleidungsbeispiele des 20.Jh. fokussiert sie spezifische Aspekte des Bekleidens und schreibt damit eine völlig neue Sichtweise des Bekleidungsthemas fest.“